Neue Zürcher Zeitung Dienstag, 26. Juni 2001

Wenn Essen krank macht

ni. Wer nicht so isst, wie er sich ernähren sollte, wird krank. Für die Volksgesundheit am bedeutendsten ist das Übergewicht, das in der Schweiz jeden dritten Erwachsenen und jedes vierte Kind betrifft. Eine eigentliche Fettsucht wird etwa bei zehn Prozent der Bevölkerung diagnostiziert - mit steigender Tendenz. Für die Einteilung des Übergewichts ist der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) entscheidend, der sich errechnet, indem man das Gewicht in Kilogramm durch die Körperlänge in Metern im Quadrat teilt. Ab einem BMI von 40 wird von einer «morbiden Adipositas» gesprochen, da diese Personen oft unter Sekundärfolgen wie hohem Blutdruck, Zuckerkrankheit oder Gelenkbeschwerden leiden und im Schnitt früher sterben als Normalgewichtige.

Auf der anderen Seite der Skala stehen die Essstörungen. Darunter fallen in der medizinischen Terminologie nur gerade zwei Krankheiten: die Anorexia nervosa (Pubertätsmagersucht), die rund ein Prozent der jungen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren betrifft, und die Bulimie (Ess-Brech-Sucht), die etwas häufiger auftritt. Junge Männer sind von diesen Leiden etwa zehnmal seltener betroffen. Frauen mit einer Anorexie sind stark untergewichtig und zeigen Störungen in der Regulation der Geschlechtshormone. Die Gewichtsreduktion erreichen sie durch Fasten und exzessiven Sport. Bulimische Frauen hingegen leiden unter Essanfällen. Um ihr Gewicht dennoch stabil zu halten, praktizieren sie verschiedene Reinigungsrituale: Sie Erbrechen soeben Gegessenes oder nehmen Abführmittel ein. Das Körpergewicht von Bulimiekranken ist in der Regel normal.

Neben den Essstörungen im engen medizinischen Sinn gibt es viele Arten von gestörtem Essverhalten. Fachleute gehen davon aus, dass gerade diese Vorformen der Essstörungen, die ebenfalls gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung von Jugendlichen haben können, in den letzten Jahren zugenommen haben.

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