Fischessende Populationen wie z. B. Grönland-Eskimos oder
Inselbewohner erleiden seltener einen Herzinfarkt als
Bevölkerungsgruppen, bei denen Fisch nur selten auf den Tisch kommt.
Schon früh hat diese Tatsache das Interesse zahlreicher Forscher
geweckt. In den vergangenen 50 Jahren sind denn auch mehrere tausend
Publikationen zum Thema «Fisch und Gesundheit» publiziert worden,
wobei immer wieder die günstigen Auswirkungen eines regelmässigen
Fischkonsums auf das Herz-Kreislauf-System betont wurden - in der oft
zitierten holländischen «Zutphen-Studie» beispielsweise hatten
diejenigen Versuchspersonen, die täglich mindestens 30 Gramm Fisch
assen, eine um 50 Prozent verminderte «kardiovaskuläre» Mortalität.
Verbesserte Funktion der Zellmembranen
Durch den häufigen Verzehr von Fisch - insbesondere fettem Fisch -
werden beträchtliche Mengen sogenannter mariner Omega-3-Fettsäuren
aufgenommen, vorab die Eicosapentaen-Säure (EPA) und die
Docosahexaen-Säure (DHA). Dem Herz-Kreislauf-System besonders
zuträglich scheint der Einbau dieser Fettsäuren in die Zellmembranen
zu sein, deren Funktion dadurch optimiert wird. Verschiedene
Abbauprodukte von EPA und DHA mildern zudem Entzündungsreaktionen,
hemmen die Verklumpung der Blutplättchen, wirken sich günstig auf die
Verteilung der Blutfette aus und können, so haben neuere Studien
ergeben, sogar gefährlichen Herzrhythmusstörungen im Rahmen eines
Herzinfarktes entgegenwirken.
Omega-3-Fettsäuren finden sich vornehmlich in Kaltwasserfischen wie
beispielsweise Lachs oder Hering, wobei deren Gehalt saisonal in
Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren, vorab der Zusammensetzung der
Nahrung, variiert. Auch Leinsamen sind reich an - im Vergleich zu den
marinen Omega-3-Fettsäuren allerdings «kürzer-kettigen» -
Omega-3-Fettsäuren. Da kaum jemand grosse Mengen an Leinsamen
verzehren will, wird seit einiger Zeit versucht, diese Fettsäuren auf
indirektem Weg verfügbar zu machen: Verfüttert man Hühnern Leinsamen,
legen diese sogenannte Omega-3-Eier, die als Alternative zu Fisch
angepriesen werden. Auf Grund des unterschiedlichen Fettsäure-Musters
des Leinsamen-Öls entsprechen solche Eier allerdings nicht einem
«Fisch im Ei».
Besser irgendein Fisch als gar kein Fisch
Die möglichen gesundheitlichen Effekte von Omega-3-Fettsäuren - vorab
die Verminderung der Sterblichkeit auf Grund von
Herz-Kreislauf-Krankheiten - sind so vielversprechend, dass der
regelmässige Genuss von Fisch heute wohl zu Recht empfohlen wird. Zwar
scheint fetter Meerfisch das kardiovaskuläre Risiko in grösserem
Ausmass zu senken als «magerer» Fisch. Doch auch fettarme Fischsorten
wie Kabeljau oder Schellfisch werten die Ernährung auf. Allerdings
verändern gewisse Herstellungsmethoden die Zusammensetzung von
Fischprodukten stark - so enthält verarbeiteter Fisch z. B. in Form
von «Surimi» kaum mehr EPA und DHA.
Paolo M. Suter, Privatdozent für Innere Medizin an der Universität
Zürich und Leiter der Hypertonie-Sprechstunde der Medizinischen
Poliklinik des Universitätsspitals.